Suum cuique?

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Ohne irgendwem zu nahe treten zu wollen - selten einen Artikel gelesen, bei dem ich die Augen verdreht habe wie bei diesem: Suum cuique. Martin Recke schließt aus der wohl herrlich lahmen Web 2.0-O'Reilly-Show in Berlin und einem Vergleich von Texten von Dave Winer und Don Alphonso ((Äpfel und Birnen anyone? Übrigens beides Menschen, deren Blogs ich sehr gerne und seit sehr langem schon lese.)) daraus, daß Deutschland und die deutsche Web 2.0-Gemeinde es verdient hat, Re-Runs aufgewärmter Ami-Konferenzen abzubekommen:
Trotz aller Schwächen im Detail ist es großartig, dass O'Reilly Berlin zur europäischen Hauptstadt in Sachen Web 2.0 erkoren hat. Das lag angesichts der Kongresslandschaft im Europa nicht unbedingt auf der Hand. Und man vergesse nicht die Großzügigkeit, mit der die Amerikaner praktisch jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen war, mit einem kostenlosen Kongressticket beglückt haben. Da kann ich über fehlende Atmosphäre und mangelhaftes Catering schon einmal hinwegsehen. You get what you pay for.
Okay? Ja, es ist großartig, daß O'Reilly Berlin zur Hauptstadt Europas, was das Web 2.0 angeht, erkoren hat. Whoopdeedoo. Über die Kongresslandschaft in Europa kann ich nicht viel sagen, aber das, was ich in Deutschland bisher mitbekommen habe, war großartig - die von mir besuchten Barcamps waren inhaltlich spannend und von der Organisation und den Locations her absolut fantastisch. Obwohl das explizit Unkonferenzen sind, haben sie doch genau das, was in Berlin aktuell wohl zu fehlen scheint: Atmosphäre, interessante Menschen aus allen Facetten der Web-Welt, viele gute Gespräche, oftmals hervorragende Sessions, gutes Essen und WLAN und ganz wichtig: Die Möglichkeit bzw. sogar die Verpflichtung, selbst aktiv zu werden und zum Gelingen beizutragen. Das ist übrigens auch eine Art, passionate Users zu schaffen. Und als ob das alles nicht schon erstaunlich genug wäre, wird das ganze noch sponsorfinanziert getragen und ist für die Besucher kostenlos. Der O'Reilly-Verlag ist übrigens immer auf der Sponsorenliste zu finden, was angesichts der Geschichte der Barcamps auch eine lustige Ironie ist. Im Übrigen sind nicht nur die Barcamps super, auch die re:publica07, war absolut besuchenswert. Ich möchte damit jetzt nicht der Grundaussage des Artikels widersprechen, daß vieles in Amerika weiter ist, was das Web angeht. Ein SxSW fehlt uns in Deutschland, viele bzw. die meisten deutschen Startups sind ganz klare Copycats. Es fehlt an der Begeisterung und oftmals dem Fortschrittswillen, der in den USA eine so erstaunliche Atmosphäre der Web-Begeisterung hervorruft. Aber deshalb sollte man trotzdem nicht gleich in eine seltsame Amerika-Begeisterung verfallen und die Leute nicht dazu auffordern, sich über die kargen und leicht angeschimmelten Brotkrumen zu freuen, die "die Amerikaner" so "großzügig" den unterentwickelten Europäern hinwerfen. Ganz besonders nicht, wenn das gleichzeitig Leute sind, die immer sehr viel dafür tun, daß die Barcamps in Deutschland so erfolgreich sind.

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1 Comment

Also, interessante Menschen aus allen Facetten der Web-Welt, viele gute Gespräche, oftmals hervorragende Sessions und WLAN gab es auf der Web 2.0 Expo auch. Und zwar nicht zu knapp.

Es ist kein Re-Run. Was fehlt, liegt schlicht am Gelde. Und an der Qualität der europäischen Referenten.

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This page contains a single entry by Dominik Schwind published on November 7, 2007 8:05 PM.

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